Osborne Clarke Studie: Herausforderung Digitalisierung: Unternehmen müssen in neuen Arbeitswelten agieren

Veröffentlicht am 14th Nov 2017

Der arbeitende Mensch wird vom Leistungserbringer zum Überwacher: Robotik, künstliche Intelligenz und Automatisierung treiben die Entwicklung voran – eine Herausforderung für den Einzelnen und für alle Unternehmen. Das ist das Ergebnis einer Befragung der internationalen Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke von vier führenden Unternehmen – Accenture, Dyson, MetaPack und Siemens. „The Future of Work. Digital business and technology in focus” beleuchtet aktuelle Trends im Technologiesektor sowie die wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen.

Vom Ausführen zum Überwachen

Schon heute haben Digitalisierung und der technologische Wandel das Arbeiten fundamental verändert. Der immer rasantere technologische Fortschritt erfasst nahezu alle Berufsgruppen – besondere Auswirkungen haben die Robotik, das Zusammenwachsen von Synergien verschiedener Technologien und die künstliche Intelligenz.

Toby Peyton-Jones Director of HR bei Siemens UK: “Virtuelle Realität und digitale Zwillinge sind äußerst wichtige Themen für uns. Anstatt teure Prototypen zu bauen, hilft die virtuelle Vorlage, das Produkt zu konstruieren – inklusive der kompletten Produktionshistorie und Entwicklung sowie entsprechender Finanzinformationen.“

Immer mehr Technologie-Unternehmen investieren in die Automatisierung von Arbeit. Routinevorgänge und körperlich belastende Tätigkeiten werden immer häufiger maschinell abgewickelt. Viele solcher Tätigkeiten werden bald voll digitalisiert. So hat Accenture in den vergangenen 18 Monaten rund 20.000 Arbeitskräfte durch Robotik-Prozessautomatisierung (RPA) ersetzt.

Das Unternehmen nutzte dies allerdings als Gelegenheit, um betroffenen Arbeitnehmern höherqualifizierte Tätigkeiten anzubieten. Richard Phillips, Direktor, Global Compliance, im Bereich Arbeitsrecht bei Accenture: “Wir haben insbesondere in den Bereich Fortbildung investiert, damit unsere Mitarbeiter in der Wertschöpfungskette nach oben klettern konnten. Uns geht es vor allem darum, einen optimalen Personaleinsatz zu erreichen bzw. auszubauen.“

Intelligente Prozessautomatisierung geht aber noch viel weiter. Daten können heute nicht nur besser gesammelt werden als früher, durch maschinelles Lernen können auch mehr Einsichten daraus gewonnen werden. Eine Schlüsselrolle spielen dabei vor allem lernfähige Technologien und Big Data.

Viele Unternehmen suchen nach Wegen interne Prozesse zu automatisieren, angefangen vom HR-Prozessmanagement über das Finanzwesen bis hin zum Bereich Recht und Compliance. Martin Bowen Group General Counsel bei Dyson: „Wir forschen gezielt nach Möglichkeiten, künstliche Intelligenz in der digitalen Vertragsanalyse und im IP Portfoliomanagement einzusetzen.“

Zeitarbeit und Fachkräftemangel: Beauftragen statt Einstellen

Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen führt zu einer Entgrenzung von Arbeit. Unternehmen greifen immer weniger auf die dem Unternehmen fest verbundene Arbeitskräfte zurück. Zeitarbeit und befristete Beschäftigung ermöglichen, Auftragsschwankungen ohne Anpassung der Stammbelegschaften abzufedern und kurzfristig entstehende Engpässe bei neuen Projekten zu abzufedern.

Laut einer groß angelegten Umfrage von Unternehmen mit über 1000 FTEs des US-amerikanischen Spezialisten Staffing Industry Analysts machen Zeitarbeiter aktuell rund 20 Prozent der Belegschaft aus. Im Jahre 2014 waren es noch leidglich 15 Prozent. Laut Experten soll der Anteil in zehn Jahren sogar ein Viertel der Belegschaft betragen.

Richard Phillips: “Wie alle internationalen Unternehmen nutzen wir externe Ressourcen, insbesondere aus Kapazitätsgründen. Seit kurzem experimentieren wir mit verschiedenen Modellen, u.a. dem Einsatz von „Crowd Vendors“ in Ländern, ohne feste Mitarbeiter.“

Eine große Herausforderung dabei ist nach Meinung vieler Unternehmen die Zugänglichkeit und Verbreitung sensibler unternehmensinterner Informationen. Martin Bowen, Group General Counsel bei Dyson: “Als Technologieunternehmen sind wir sehr vorsichtig, kaufmännische und technische Informationen preiszugeben. Insofern machen wir uns Gedanken darüber, in welchen Bereich wir Zeitarbeiter einsetzen.“

Gearbeitet wird überall – nur nicht am eigenen Schreibtisch

Die Bindung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber wird lockerer, traditionelle Arbeitsorte und –zeiten wandeln sich. Flexible Arbeits- und Kooperationsformen eröffnen Arbeitnehmern individuelle Gestaltungspotentiale. Gleichzeitig steigen Erwartungen und Ansprüche der Mitarbeiter – insbesondere der Generation der Millenials. Diese Zielgruppe gilt es zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden. Dies birgt aber auch Herausforderungen, wie flexiblere Arbeitsstrukturen sowie Open-Space-Bürokonzepte und mobile Arbeit.

Um solche flexiblen Arbeitsformen einzuführen, sind innovative und individuelle Lösungen notwendig. Beispielsweise müssen Arbeitgeber innerhalb des gesetzlichen Rahmens Arbeitszeit- und Arbeitsschutzregeln beachten. Aber auch beim mobilen Arbeiten müssen Unternehmen besondere Schutzvorkehrungen treffen, um die Datensicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten – auch im Zusammenhang mit Inkrafttreten der EU-Datenschutzgrundverordnung.

Dr. Anke Freckmann, Partnerin bei Osborne Clarke: “Die enormen Chancen aber auch die Herausforderungen für Unternehmen und Mitarbeiter erfordern ein modernes Arbeitsrecht, das die Balance zwischen sozialer Absicherung und Flexibilisierung in Unternehmen schafft.“

Osborne Clarke erstellte die Studie in Zusammenarbeit mit VB Research. Es ist die erste Studie einer Reihe der Kanzlei zum Thema Future of Work. Mehr Informationen und einen Download der aktuellen Studie finden Sie hier.

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* Dieser Artikel entspricht dem aktuellen Stand zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung und spiegelt nicht notwendigerweise den aktuellen Stand des Gesetzes / der Regulatorik wider.

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