EXPO REAL spezial: EnEV 2014 - Mehr Transparenz, höhere Vermarktungshürden
Veröffentlicht am 2nd Okt 2014
Anfang Mai ist die Novelle der Energieeinsparverordnung (EnEV) als wichtiger Teil der geplanten Energiewende in Kraft getreten. Damit setzt der deutsche Gesetzgeber – wenn auch verspätet – die europäische Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Richtlinie 2010/31/EU) um. Ziel ist, den Energieverbrauch von Gebäuden zu reduzieren. Bis 2050 soll ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden. Die Novelle wird die Ausführung künftiger Bauvorhaben maßgeblich beeinflussen.
Bedarf runter, Dämmung rauf
Sie stellt an Neubauten ab dem 1. Januar 2016 strengere energetische Anforderungen. Zum einen soll der Jahres-Primärenergiebedarf im Vergleich zu den Anforderungen der EnEV (2009) um durchschnittlich 25 Prozent gesenkt, zum anderen der Dämmstandard der Gebäudehülle (Wärmedurchgangskoeffizient) um durchschnittlich 20 Prozent gesteigert werden. Bis 2021 sollen so genannte “Niedrigstenergiegebäude” Neubaustandard werden, bei behördlichen Gebäuden bis 2019.
Nach der Novelle sind Eigentümer, Verkäufer, Vermieter, etc. bei der Vermarktung von Immobilien verpflichtet, bestimmte energetische Kennwerte aus dem Energieausweis in die Immobilieninserate und Exposés aufzunehmen. Das schafft zwar Markttransparenz; führt aber faktisch zu gravierenden Behinderungen bei der Vermarktung von Immobilien. Eine Welle von Abmahnungen hat bereits jetzt die Branche beeinträchtigt.
Spielraum nach Klima
Die Richtlinie setzt Rahmenbedingungen und Ziele, lässt den Mitgliedsstaaten jedoch große Spielräume, wie die Ziele erreicht werden sollen. Hintergrund sind auch die klimatischen Unterschiede: Herausforderung in Nordeuropa sind vor allem kalte u. lange Winter; daher liegt der Fokus dort eher auf Dämmstandard und effizienten Heizungen. In Südeuropa sind vor allem heiße, lange Sommer Ursache für einen hohen Energieverbrauch in den Gebäuden, weshalb der Schwerpunkt eher auf Sonnenschutz und effizienter Kühlung liegt. Problematisch bei einem Vergleich der Energiekennwerte sind die unterschiedlichen nationalen Nachweis- und Messverfahren; es gibt keinen einheitlichen Standard .
Mit stetig steigenden bzw. unkalkulierbaren Energiepreisen und einem wachsenden Umweltbewusstsein gewinnt der Energieverbrauch einer Immobilie immer mehr an Bedeutung. Ein geringer Energieverbrauch kann für Kauf- oder Mietinteressenten das ausschlaggebende Kriterium sein. Dementsprechend werden Aussagen darüber künftig eine höhere rechtliche Bedeutung erhalten. Es wird mehr Auseinandersetzungen geben über die Konsequenzen etwaiger Unrichtigkeiten von energetischen Angaben bei Miete und Kauf; gutachterliche Aussagen werden vermehrt werden.